Im Dezember 2021 wurde im Montafon im Vorarlberg die neue Valisera-Seilbahn eingeweiht. Direkt neben der Talstation der Seilbahn entstand zeitgleich der Silvretta Park mit einer großen Halle, in die eine Markthallengastronomie mit regionalem Speisenangebot einzog. Die Markthalle ist inzwischen ein neuer Fixpunkt für die vielen Ski- und Bergurlauber – ein Ort, an dem man sich morgens vor der Fahrt auf den Berg stärken und nach der Bergtour den erlebnisreichen Tag ausklingen lassen kann.
Von Beginn unserer Innenraumplanung an war klar, dass dies keine typische 'Skifahrer-Gastronomie' sein sollte. Die Halle sollte den UrlauberInnen einen Gegenpol zur körperlich-sportlichen Betätigung im Freien bieten; im geschützten Innenraum sollten sie Muße und Sinnesgenuss erfahren und ganz nebenbei beim Kennenlernen der reichhaltigen Natur- und Kulturlandschaft ihre Liebe zur Region entdecken.
Das Montafon und die Silvretta-Gebirgsgruppe haben tatsächlich viel mehr zu bieten als Dreitausender und Skipisten. In der rauen Landschaft stößt man zwischen Trockensteinmauern und Holzzäunen auf eine große Zahl architektonisch wertvoller Gebäude, die nach Art der Region aus Stein und Holz erbaut sind. Heute führt die 'Neue Vorarlberger Bauschule' diese Bautraditionen fort und überträgt sie in die Moderne. Auch in anderen Bereichen ist in den letzten Jahren das Bewusstsein für die Besonderheit der Region stark angestiegen, und es gibt viele Initiativen zur Bewahrung ortstypischer Handwerkskünste, Kulturtechniken und lokaler Speisen.
Die Beschäftigung mit diesen reichen Traditionen ermöglicht einen neuen, nachhaltigeren Tourismus, der den Gästen Liebe und Respekt der Region gegenüber nahebringt. Dieser zukunftsgerichtete Geist sollte auch in der neuen Markthalle spürbar sein.
Die Halle ist zwar ein Innenraum, hat aber große außenräumliche Qualitäten. Der Gang durch den großen Raum mit dem schrägen Boden fühlt sich an, als würde man durch ein Dorf flanieren. Diesen Eindruck haben wir verstärkt, indem wir Elemente aus der außenräumlichen Architektur der Region ins Innere gebracht haben.
Die gastronomischen Stationen sind tatsächliche kleine Gebäude, in der typischen 'gestrickten' Blockhausbauweise der Region aus Altholz ausgeführt. Die Bodenfläche ist mit einem Außenbelag belegt. An der Decke hängen Akustikelemente aus Schafwolle, wie sie früher üblicherweise zum Trocknen über Zäune gehängt wurde. Die Wolle stammt vom Montafoner Steinschaf, einer heimischen Schafrasse, die vor einigen Jahren fast ausgestorben war.
Im bestuhlten Raum zwischen den Verkaufsständen findet das gesellige Leben statt. Auch hier gibt es Bezüge zum Außenraum wie die Holzbänke, die sich an kleine Mauern anlehnen, die dem regionalen Trockenmauerwerk nachempfunden sind. Wichtig ist uns, dass es viele unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten gibt, vom dicht gepackten Bierbank-Bereich am Getränketresen über kleine und größere Tischgruppen, Stehtische am Weinregal, bequeme Liegestühle an der Südfassade bis zu Holzplattformen zum legeren Picknicken.
Da die gastronomischen Einbauten sich am Rand der Markthalle befinden, bleibt ein großer freier Raum, der ganz unterschiedlich bespielt werden kann. Durch ein großes Tor kann sogar ein Foodtruck in die Halle gefahren werden. Diese Flexibilität ist wichtig, weil die Anzahl und Bedürfnisse der BesucherInnen zwischen Sommer und Winter sehr unterschiedlich sein können. Im Sommer kann die bestuhlte Zone kleiner werden und z.B. einem vergrößerten Bereich für Wine-Tastings oder einer Ausstellungsfläche Platz machen. Die Altholz-Podeste mit Hockern können eine große Fläche belegen oder platzsparend gestapelt als Tresen- und Regalelemente genutzt werden.